3D-Drucker - wie wir ihn nutzen
NGO-MBT 08/2017
Als technisch interessierte Menschen saßen wir eines Tages vor einem Karton mit hunderten Einzelteilen: Dem Bausatz des Velleman K8200.
Nach etwa drei Arbeitstagen, die wir mit schrauben und löten verbracht haben, stand der Drucker dann fertig vor uns. Dank der wirklich guten Bauanleitung war es uns gelungen, das Gerät präzise zusammenzubauen. Einige weitere Stunden verbrachten dann mit dem justieren der Endschalter und der Elektronik. Dann folgten die Installation der Software, einige Testdrucke und natürlich auch kleine Misserfolge. Aber dank der guten Tipps aus den einschlägigen Foren haben wir alle Probleme meistern können. Dem Heizbett haben wir eine Glasplatte verpaßt, aber sonst keine Veränderung vom Original durchgeführt. So läuft der Drucker nun seit mehr als 2 Jahren anstandslos und zu unserer Zufriedenheit.
So weit – so gut. Der Drucker war fertig, er funktionierte unseren Anforderungen entsprechend einwandfrei und wartete auf sinnvolle Arbeit. Die hat sich auch sehr schnell gefunden. Für uns als aktive Modellbahner hatten sich in der Folge eine Menge an Aufgabenstellungen ergeben, wofür wir den Drucker bisher eingesetzt haben.
Hier einige Beispiele:
Die etwas unförmigen Doppelspulen-Weichenantriebe (Peco Spur N) sollten getauscht werden. Uns störte das schnappen und schnarren der Antriebe. Auch die Weichenzungen sollten vorbildgerecht langsam und geräuscharm bewegt werden. Eine solche Anforderung kann nur durch einen Servoantrieb erfüllt werden. Ein weiteres Ziel war es den Antrieb, ähnlich der Peco-Lösung für den Magnetantrieb, direkt an der Weiche zu montieren. Dies deshalb weil es dadurch möglich ist, Weiche und Antrieb außerhalb der Anlage zusammenzubauen, zu testen, zu justieren und dann als Einheit einzubauen.
Den Plan, Weichen auf diese Art zu betreiben hatten wir schon lange vor der Entscheidung für einen 3D-Drucker. Ursprünglich war unser Plan, die Servohalterungen aus Alu-U-Profil zu fräsen. Ohne CNC gesteuerter Fräse war es uns aber kaum möglich, maßgenau gleiche Teile zu fertigen. Dadurch war natürlich auch das genaue Justieren der Weiche entsprechend aufwändiger.
Nun produzieren wir diese Servohalter mit dem 3D-Drucker. Das geht schneller, nahezu geräuschlos, ohne Schmutz bzw. Abfall und ist in der Ausführung ausreichend präzise. Auch sind alle Bohrungen schon eingearbeitet. So sind die etwa 50 Stück Servohalter die wir brauchen einfach und sicher herzustellen.
Um die Weichen samt Antrieb genau in der Anlage einbauen zu können, müssen die Ausschnitte für den Einbau exakt (Größe und Richtung) aus dem Unterbau herausgearbeitet werden.
Auch hier konnte uns der Drucker helfen. Wir haben dafür eine Schablone entwickelt und gedruckt, mit deren Hilfe die Position des Ausschnittes genau auf der Anlagenplatte angezeichnet werden kann.
Für unsere neue, doppelgleisige Gleiswendel produzierten wir Trassenhalter mit einer, der Steigung entsprechenden, Führungsnut für das Trassenbrett.
Für den abnehmbaren Geländeteil oberhalb der Gleiswendel haben wir Auflager gedruckt. Diese sind an der, den Geländeteil tragenden, Platte befestigt und garantieren eine genaue Positionierung.
Um die Verlegung der Gleise in den Bahnhofsbereichen zu vereinfachen haben wir Gleisabstandsschablonen (linkes Bild) ausgedruckt,
Ebenfalls für die Bahnhöfe haben wir auch die Bahnsteige (linkes Bild mitte) nach eigenen Vorstellungen entwickelt. Die Konstruktion ist zweiteilig, der Oberteil kann abgenommen werden. So können im Bahnsteig Verkabelungen untergebracht werden, die auch später noch einfach zugänglich sind.
Derzeit arbeiten wir an einem Brunnensockel für den Marktplatz (die Laternen sind natürlich zugekauft), an Prellböcken und an Tanks für den Milchtransport. Das deshalb, da der Milchtransport ja offensichtlich von allen Modellbahnherstellern geächtet wird.
Unabhängig von eigenen Entwicklungen findet man im Internet auch eine große Anzahl von STL-File-Repositories mit 3D Modellen verschiedenster Art. Eine Suche im Browser mit dem Suchbegriff '3D Models Railway' liefert zum Beispiel mehr als 1,5 Millionen Suchergebnisse. Eine große Anzahl Repositories findet man auch unter der Adresse http://reprap.org/wiki/Printable_part_sources. Zugegeben, nicht alle diese Modelle sind für den eigenen Drucker oder die Nenngröße der eigenen Anlage geeignet. Aber in meinen Träumen sehe ich, daß sich in Zukunft eine Community 'Modellbahn 3D' entwickelt in der, nach Nenngrößen geordnet, STL-Files bereitgestellt und/oder heruntergeladen werden können.
Zusammenfassend bietet der 3D-Druck auch für den Modellbahner hervorragende Möglichkeiten bei der Entwicklung und Ausführung eigener Ideen. Und letztlich sei auch noch der Therapeutische Nutzen erwähnt: Es ist wunderbar entspannend dem Drucker bei der Arbeit zuzusehen wenn man selbst gerade Pause macht..............